Der digitale Ansatz des Norconsult-Teams trug auch dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele des Auftraggebers zu erfüllen. Bei öffentlich geförderten Projekten in Norwegen wird Umweltbewusstsein standardmäßig großgeschrieben. Wenn ein Angebot nicht von der Planung über den Bau bis hin zum Gebäudemanagement vollständig nachhaltig ist, kann man in der Regel davon ausgehen, dass die Gesamtkosten um etwa ein Drittel sinken müssen, um den Zuschlag zu erhalten.
Daher lohnt es sich durchaus, von Anfang an grüne Ziele anzustreben. Beim neuen Sotra-Brücke-Projekt konnten die Architekten und Ingenieure von Norconsult mithilfe digitaler Design-Tools wie etwa Autodesk Revit bessere Planungs- und Materialentscheidungen treffen. Diese Tools ermöglichten auch die Erstellung eines Verhaltenssimulationsmodells, um die Leistungsfähigkeit unter extremen Wetterbedingungen sowie die Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes während der Bauarbeiten und der Herstellung der Materialien – der sogenannten „verbauten Emissionen“ – sicherzustellen.
Das kann schwierig sein, erklärt Terje Fjellby, ein BIM-Berater bei Norconsult: „Wenn man die langen Vorlaufzeiten mancher Infrastrukturprojekte bedenkt, wird der Zeitraum vom Planungsbeginn bis zum Baubeginn zum komplizierenden Faktor. Einige der Projekte, an denen wir jetzt arbeiten, wurden lange vor dem Pariser Abkommen genehmigt. Wir müssen jetzt Entscheidungen anpassen, die gefällt wurden, bevor wir wussten, wie stark der Klimawandel die Planung beeinflussen würde. Das ist eine Herausforderung, bei der uns digitale Tools helfen. Wir können die Daten laden, zu den frühen Projektphasen zurückkehren und die Situation neu überdenken: Ist es machbar, diese Straße auf diese Weise zu bauen? Müssen wir sie verkleinern, die Geschwindigkeit reduzieren oder die Sichtachsen neu bewerten? Das ist der nächste Schritt.“
Die Flexibilität, Betriebs- oder Wartungsziele anzupassen, gilt auch für die Phase nach der Übergabe, in der die Verantwortlichen der neuen Sotra-Brücke die in das Bauwerk integrierten Sensoren nutzen können, um einen digitalen Zwilling zu betreiben und den Verkehrsfluss, die strukturellen Belastungen, die Vibrationen, das Wetter, den Energieverbrauch oder andere für die lokale Ökologie relevante Aspekte in Echtzeit zu bewerten.
Öffentliche Projekte bringen besondere Herausforderungen und Sachzwänge mit sich. Die Nutzung von APIs und Cloud-Plattformen für die digitalisierte Bereitstellung kann die Planung und den Bau von Infrastrukturen agiler gestalten und gleichzeitig die Datenharmonisierung und Qualitätssicherung vereinfachen.
„Für Menschen ist es schlichtweg unmöglich, bei 60 Millionen Datenpunkten eine angemessene Qualitätssicherung und -kontrolle durchzuführen“, fügt Ostgulen hinzu. „Da wäre das Scheitern vorprogrammiert. Automatisierte Lösungen sind dafür absolut unverzichtbar.“